Edwin Kratschmer: Brieftage. Briefe an Künstler 
Hg. und Nachwort von Dr. Linn Kroneck.
Eine Publikation des Grafikmuseums Stiftung Schreiner Bad Steben.

204 Seiten mit Farbabbildungen, Softcover, 21 x 21 cm, Preis: 9 €
ISBN 978-3-9819546-2-3

 

Briefe sind nach Tagebuchtexten freieste, persönliche Ansprachen, sind notierte Gedanken und Meinungskundgaben jenseits aller objektiven Wertungen. Als literarische Gattung sind sie prosaische Miniaturen, in denen sich Gedanken- und Sinnfetzen als Möglichkeit des Sich-von-der-Seele-Schreibens stauen können.
In seinen Briefen lässt Kratschmer die Künstler als Schöpfer mittels ihrer Werke ganz nah an sich heran, und zwar so weit, dass er zu deren Verteidiger (oder auch Ankläger) werden kann. Und er liebt das Problematische, Provokante, Paradoxe, das Übersteigerte, Rhapsodische.
Kratschmer erweist sich dabei als begnadeter Beobachter, der uns Dinge mitteilt, die uns keine Sach- oder Fachlektüre vermitteln kann.
Mit Recht gilt Korrespondenz seit der Antike und der Aufklärung als kulturelle Kommunikation. Derart können auch die hier vorgelegten 15 Briefe – u. a. an Altenbourg, Baumgarten, Gode, Hopfe, Kuhrt, Mattheuer, Morgner, Müller, Müller-Jontschewa, Sakulowski, Schnürpel, Schumacher und Tübke Aufschluss geben über die psychische Verfasstheit, die Erfahrungen, Erkenntnisse, Überzeugungen, Bedrohungen und Verstrickungen zweier Menschen: des Schreibers und seines Adressaten.
So geben diese Briefe, ausgewählt und herausgegeben von der Enkelin des Autors, interne Facetten preis und sind Reflexe auf unsere Zeitgeschichte, sind „Erinnerungen aus einer Gegenwart“. Vielleicht sind sie auch gerade dadurch von Belang, weil sie fast alle an Künstler aus dem Osten Deutschlands geschrieben wurden, die alle ihre Erfahrungen mit der Unterdrückung gemacht und z. T. auf ihre Weise gegen sie angemalt haben.